Ein Schmuckstück als Bote

"Wir hätten gerne Eheringe - aber keine normalen, sondern ganz eigene", meinte ein junges Pärchen, als es schüchtern bei der Tür hereinschaute. Ich bat die beiden herein und sie erzählten mir, dass es Partnerringe werden sollten, denn heiraten wäre wegen des Studiums noch nicht möglich. Sie kamen aus verschiedenen Teilen Österreichs und hatten sich in Wien kennen gelernt. So erzählten sie mir Geschichte um Geschichte. Mit der Zeit verdichteten sich die Ideen und sie einigten sich auf drei Symbole, die sie auf den Ringen haben wollten. Ein kleiner Brillant als Zeichen für Glanz und Haltbarkeit ihrer Beziehung fand auch seinen Platz.

Meine Arbeit - das Umsetzen einer Geschichte, die mir anvertraut wurde, ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Nach zwei Wochen konnte ich die Ringe übergeben - die beiden waren begeistert: "Noch schöner als wir erwartet hatten!" strahlten sie voller Freude.

Ein Jahr später besuchten sie mich und erzählten, wie gut es ihnen geht und wie froh sie mit den Ringen waren. Mein Herz schlug höher: Dafür bin ich Goldschmied geworden!

Jahre vergingen und ich hörte nichts von den beiden, als eines Tages ein Mann zu mir kam und mir erzählte, dass sie fertig studiert und geheiratet hätten. Der Grund seines Kommens: Seine Frau hatte ihren Ring verloren! Ich stöberte in meinen Unterlagen und versicherte ihm, er werde beim Duplikat keinen Unterschied erkennen.

Natürlich hängen an einem Schmuckstück immer auch Erinnerungen, die nicht nachgemacht werden können. Aber die gehören jetzt zu dem zweiten Ring und die Geschichte der beiden und der Ringe geht weiter...